A Tale of Odds and Ratios: Political Preference Formation in Postindustrial Democracies / Wahrscheinlichkeiten und Anteile: Bildung politischer Präferenzen inpostindustriellen Demokratien

Abstract

This report surveys four approaches that are pivotal to the study of preference formation: (a) the range, validity, and theoretical foundations of explanations of political preferences at the individual and mass levels, (b) the exploration of key objects of preference formation attached to the democratic political process (i.e., voting in competitive elections), (c) the top-down vs. bottom-up character of preference formation as addressed in leader–follower studies, and (d) gene–environment interaction and the explanatory weight of genetic predisposition against the cumulative weight of social experiences. In recent years, our understanding of sites and processes of (individual) political-preference formation has substantially improved. First, this applies to a greater variety of objects that provide fresh insight into the functioning and stability of contemporary democracy. Second, we observe the reaffirmation of pivotal theories and key concepts in adapted form against widespread challenge. This applies to the role played by social stratification, group awareness, and individual-level economic considerations. Most of these findings converge in recognising economics-based explanations. Third, research into gene–environment interplay rapidly increases the number of testable hypotheses and promises to benefit a wide range of approaches already taken and advanced in the study of political-preference formation.

Dieser Literaturbericht orientiert sich an vier Zugängen bzw. Blickwinkeln, welche die Erforschung der Bildung politischer Präferenzen prägen: (1) die Reichweite, Validität und theoretischen Grundlagen von Erklärungsmodellen auf individueller und Massenebene, (2) die Ergründung von Objekten der Präferenzbildung, die von zentraler Bedeutung für den demokratischen Prozess sind, (3) der Top-down- vs. Bottom-up-Charakter der Präferenzbildung, wie er exemplarisch in der Leader-follower-Literatur der Leadership-Forschung in Erscheinung tritt, sowie (4) das Zusammen- und Wechselspiel von Genetik und Umwelt und der Erklärungsgehalt genetischer Prägung gegenüber den (kumulativen) Einflüssen sozialer Erfahrungen. Diese Forschung hat in der jüngeren Vergangenheit zu einem stark verbesserten Verständnis der Prozesse der Präferenzbildung geführt. Erstens hat sie den Erkenntnisradius erweitert und schließt nun etliche neue Objekte der Präferenzbildung ein, die von wesentlicher Bedeutung für das Funktionieren zeitgenössischer Demokratie sind. Zweitens finden zentrale ältere Theorien und Konzepte in modifizierter Form Bestätigung. Das betrifft etwa die Rolle sozialer Schichtung, von Gruppenbewusstsein und individuellen wirtschaftlichen Abwägungen. Die meisten dieser Befunde verweisen auf eine anhaltende Bedeutung wirtschaftsorientierter Erklärungsansätze. Drittens ermöglicht die – methodisch anspruchs- und voraussetzungsvolle – Erforschung des Wechselspiels zwischen genetisch bedingter Veranlagung und Umweltbedingungen ein Ergründen neuer Testhypothesen und geht mit dem Versprechen einher, bereits etablierte Zugänge zu befruchten bzw. neu zu beleben.